Nonverbal übertrumpft verbal
Ratgeber Teil II
In unserer neuen Ratgeber-Reihe „Be smart: Jura Knigge“ gibt Business-Coach Carolin Lüdemann konkrete Tipps für den Berufsalltag und stattet die Juristen von morgen mit dem nötigen Handwerkszeug aus, um erfolgreich und souverän im Job durchzustarten.
Nonverbale Signale
Können Sie sich vorstellen, dass jemand überzeugend auftritt, obwohl er den Blick gesenkt hält und eine gebückte Haltung einnimmt? Wohl eher nicht. Wir tun daher gut daran, unsere nonverbalen Signale zu reflektieren, um verbale Botschaften zu unterstützen und nicht versehentlich beim Gegenüber negative Assoziationen zu wecken. So zum Beispiel:
- Werden die Arme vor dem Körper verschränkt, lässt das eine Vielzahl an Interpretationen zu. Es könnte sich um eine ablehnende Haltung, Unsicherheit, Dominanz, Frieren oder Gemütlichkeit handeln. Diese Vielzahl an Deutungen macht klar, dass es gar nicht so einfach ist, Körpersprache zu entschlüsseln und dass immer das Gesamtbild betrachtet werden sollte. Jedoch gehen viele Menschen fälschlicherweise davon aus, dass verschränkte Arme stets ein Zeichen für Abwehr seien. Es stellt sich daher die Frage, ob man diese Haltung nicht einfach besser aus dem körpersprachlichen Repertoire aussortiert – dass sie einem zum Vorteil gereicht wird erscheint nämlich eher unwahrscheinlich.
- Hände in der Hosentasche – nicht die beste Idee. Hände befinden sich dann im negativen Bereich (unterhalb der Gürtellinie) und sind nicht sichtbar, was nach der Meinung von Psychologen beim Gegenüber automatisch für Unwohlsein oder Ablehnung sorgen kann.
- Das „Dreieck“ nach Angela-Merkel-Manier steht für Dominanz, Autorität und symbolisiert den Willen, seinen eigenen Weg zu gehen.
- Denkerpose: wenn Sie eine Hand ans Kinn legen, erinnern Sie im Handumdrehen an Auguste Rodins Plastik „Der Denker“ und das ist nicht die schlechteste Idee. Diese Handhaltung steht für maximale Aufmerksamkeit sowie Konzentration und ist eine hervorragende Haltung, wenn Sie jemandem zuhören.
- Nehmen Sie die Hände vor dem Körper auf Bauchnabelhöhe zusammen. Damit liegt die Gestik im positiven Bereich, ist gut sichtbar und bildet eine optimale Ausgangsposition.
- Bei Herren sieht es oft souverän aus, wenn sie im Stehen eine Hand vor dem Körper auf Bauchnabelhöhe halten und die andere Hand am Körper entlang hängen gelassen wird.
Sicher kennen Sie den Spruch „Ein Lächeln sagt mehr als 1.000 Worte“. Hin und wieder sind wir geneigt, diesen Spruch als selbstverständlich abzutun. Dabei könnte man ihn nicht oft genug wiederholen. Oder wussten Sie, dass ein Nichtlächeln sehr viel häufiger ein Zeichen von Unsicherheit als von Unfreundlichkeit ist? Das bedeutet auch: immer dann, wenn Sie sich in Situationen wähnen, in denen Sie sich nicht völlig sattelfest fühlen, kommt Ihnen das Lächeln schneller abhanden, als Ihnen bewusst ist. Im Umkehrschluss bedeutet das: ein Lächeln ist ein Zeichen von Sicherheit, Souveränität und Kommunikationsfähigkeit.
Blickkontakt
Vergessen Sie zu guter Letzt nicht, den Blickkontakt zu halten. Wenn zwei Menschen sich miteinander unterhalten, spricht für gewöhnlich der eine, während der andere zuhört. Die Person, die gerade spricht, ist nicht in der Lage, permanent den Blickkontakt zu halten – sie muss sich konzentrieren und ist auf der Suche nach den richtigen Worten. Immer dann, wenn der Sprecher mit seinem Blick zum Zuhörenden zurückkehrt, erwartet dieser, dass der Augenkontakt erwidert werden kann. Kann er das nicht, weil er gerade die Umgebung beobachtet hat, so entsteht unmittelbar das Gefühl der Unaufmerksamkeit, was natürlich Einfluss auf das Gespräch und auf die Zuneigung des Gesprächspartners hat. Daher gilt: sobald Sie sich in einer zuhörenden Position befinden, gibt es nichts Wichtigeres, als die Person, die gerade spricht. Halten Sie ununterbrochen Blickkontakt und signalisieren Sie dadurch ungeteilte Aufmerksamkeit. Keine Sorge, zum gegenseitigen Anstarren wird es nicht kommen, da der Sprechende regelmäßig mit seinem Blick abschweift. Und sollte Ihnen je einmal zu viel Blickkontakt entstehen, so richten Sie Ihre Augen auf die Nasenspitze des Gegenübers.
Übrigens: Vor einigen Jahren war man noch der Meinung, dass man den Blick am besten auf die Nasenwurzel des Sprechenden richten sollte; heute jedoch weiß man, dass das dem anderen den Eindruck vermittelt als würde man ihm in beide Augen gleichzeitig blicken. Das wird dann als eher zudringlich und unangenehm empfunden, da wir uns normalerweise lediglich auf ein Auge des Gesprächspartners fokussieren.
Unsere Expertin
Carolin Lüdemann ist Juristin, ausgebildeter Business-Coach, Trainerin für Fach- und Führungskräfte und Autorin. Sie unterstützt Menschen in Seminaren, Vorträgen und Coachings dabei, ihre Außenwirkung signifikant zu erhöhen und ist als Karriereexpertin immer wieder bei NTV und Sat. 1 zu sehen. Carolin Lüdemann war langjähriges Mitglied des Deutschen Knigge-Rats und hat einen Lehrauftrag an der Hochschule Aalen für das Studienfach „Leadership Excellence and Communication“. Die Bücher „Der kleine Business-Knigge“ sowie „Die Kunst, zu wirken“ und alle weiteren Publikationen von Carolin Lüdemann finden Sie hier.