Interview mit Dr. Julia Grothaus

Partnerin, Dispute Resolution, Frankfurt

Julia Grothaus

Dr. Julia Grothaus ist seit dem 1. Mai 2020 Partnerin im Bereich Dispute Resolution in unserem Frankfurter Büro. In unserem Interview berichtet sie vom Tag ihrer Ernennung
und gibt uns einen Einblick in ihre Tätigkeit.

 

 


Sie sind 2011 als Associate bei Linklaters eingestiegen, war für Sie schon bei Ihrem Einstieg klar, dass Sie einmal Partnerin werden möchten?

 

Nein, das war eine Möglichkeit, aber definitiv kein klares Ziel! Zum Zeitpunkt meines Berufseinstiegs war ich schon einige Jahre bei Linklaters (zunächst im Rahmen eines Praktikums, dann promotionsbegleitend und schließlich als Referendarin) und hatte einen guten Einblick in die Kanzlei gewonnen. Die Entscheidung für meinen Berufseinstieg bei Linklaters im Bereich Dispute Resolution fiel leicht, auch wenn sie mit einem Umzug von Köln nach Frankfurt verbunden war. Angetrieben hat mich aber nicht die Perspektive, Partnerin zu werden, das war zu diesem Zeitpunkt eher eine weit entfernte Möglichkeit. Für Linklaters sprachen vielmehr die vielen tollen Kollegen, die Arbeit im Team, die internationale Ausrichtung und die Vielseitigkeit meiner Tätigkeit. Über die Jahre habe ich immer mehr Verantwortung in herausfordernden Mandaten, aber auch im Recruiting und Business Development übernehmen und mich persönlich stark weiterentwickeln dürfen. Geblieben sind dabei aber immer der Spaß an abwechslungsreichen Aufgaben, die gute Teamarbeit und die Internationalität. Mich um die Aufnahme in die Partnerschaft zu bemühen, wurde so über die Jahre ganz natürlich zu meinem Ziel. Umso größer war die Freude, als unser Senior Partner Charlie Jacobs Mitte April anrief!

 

Wie war der Tag, als Sie von Ihrer Ernennung erfahren haben?

 

Der Tag kommt nicht überraschend, sondern steht bereits lange vorher fest – auch wenn er sich in diesem Jahr COVID-19 bedingt um ein paar Tage nach hinten verschoben hat. Dadurch fiel der Tag ausgerechnet auf meinen Geburtstag, den ich mir freigenommen hatte. Ich wusste, dass der Anruf morgens kommen würde. Auf 7.30 Uhr war ich allerdings nicht vorbereitet – mein Mann war noch Brötchen holen und ich voll damit beschäftigt, mit unseren Töchtern in den Tag zu starten. Die ersten beiden Anrufe habe ich deshalb tatsächlich verpasst. Als Charlie mich dann am späten Vormittag erreichte, war die Freude riesig. Zweifellos das beste Geburtstagsgeschenk, das ich jemals bekommen habe!

 

Sie arbeiten im Fachbereich Dispute Resolution, was macht den Fachbereich so interessant für Sie?

 

Die Vielseitigkeit und Dynamik – in DR befassen wir uns mit einem bunten Strauß von komplexen wirtschaftlichen Sachverhalten und der Beilegung daraus resultierender Streitigkeiten. Die Mandate ermöglichen uns Einblicke in verschiedenste Sektoren und haben in aller Regel fachbereichs- und grenzüberschreitende Bezüge, weshalb wir eng in wechselnden Teams mit ganz unterschiedlichen Kompetenzen zusammenarbeiten dürfen. DR lebt von Neugier, Flexibilität und dem Bemühen, effiziente, kreative und innovative Lösungen und Prozessstrategien für den jeweiligen Mandanten zu erarbeiten. Wenn sinnvoll, sind diese ganz pragmatisch. In anderen Fällen sind sie das Ergebnis einer detaillierten Aufarbeitung der wirtschaftlichen Zusammenhänge und des relevanten Sachverhalts sowie der sich daraus ergebenden Rechtsfragen. Generell gilt, dass die Abläufe weniger standardisiert als in vielen anderen Rechtsgebieten sind. Kein Arbeitstag gleicht dem anderen.

 

Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich konkret?

 

Ich vertrete unsere Mandanten sowohl in staatlichen als auch schiedsgerichtlichen Verfahren. Meine Schwerpunkte liegen auf Post-M&A- und gesellschaftsrechtlichen Streitigkeiten sowie kartell­schadens­­­ersatzrechtlichen Verfahren, weshalb ich in aller Regel fachbereichsübergreifend arbeite, vor allem mit meinen Kollegen aus dem Gesellschafts- und Kartellrecht. Darüber hinaus beschäftige ich mich intensiv mit ESG-bezogenen Streitigkeiten, aktuell etwa den Diskussionen über Unternehmensverantwortung in globalen Lieferketten, und bin Mitglied des deutschen Innovation & Efficiency Steering Committees der Kanzlei.

 

Was war bisher Ihre größte Herausforderung?

 

Ich kann hier keine einzelne Situation hervorheben. Die juristische Ausbildung und das Berufsleben haben mich immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt und tun dies bis heute. Spontan fallen mir etwa die Examina, mein erster komplizierter Schriftsatz in Eigenverantwortung, schwierige Verhandlungssituationen, die ersten federführend betreuten Mandate, die Rückkehr aus der Elternzeit und das Jonglieren von Beruf und Privatleben, schwierige Personalgespräche und der Partnerprozess ein. All diese Situationen haben mich auf ganz unterschiedliche Weise herausgefordert. Ich habe immer versucht, positiv an die Themen heranzugehen. Stets bin ich an den Erfahrungen gewachsen, weshalb ich in der Rückschau für alle Herausforderungen dankbar bin und keine einzige missen möchte.

 

Worauf freuen Sie sich in Ihrer neuen Rolle als Partnerin am meisten?

 

Es mag wie eine Platitude klingen, aber ich freue mich sehr darüber, dass ich die Zukunft der Kanzlei noch aktiver mitgestalten darf, indem ich mehr unternehmerische und personelle Verantwortung übernehme. Dass sich meine Rolle verändert hat und ich nun mehr Spielräume habe, gleichzeitig aber auch aus verschiedenen Richtungen andere Erwartungen an mich gestellt werden, hat sich direkt in den ersten Wochen bemerkbar gemacht – und stellt mich vor spannende neue Herausforderungen!

 

Was machen Sie außerhalb der Arbeit in der Kanzlei?

 

Früher habe ich meine Freizeit mit Freunden, Sport, Kochen und Reisen verbracht. Die Geburt unserer Drillingsmädchen im Jahr 2017 hat diese Welt komplett aus den Angeln gehoben. Seither geben die drei den Takt vor. Ich genieße dies – trotz aller Anstrengung und Schlafdefizite – sehr, da sie es binnen Sekunden schaffen, dass ich meine Arbeit hinter mir lasse und mich daran erfreue, sie beim Entdecken der Welt zu beobachten. Derzeit verbringe ich meine Freizeit vor allem mit befreundeten Familien und auf Spielplätzen oder eile meinen Mädels auf ihren Laufrädern hinterher, um die Schäden möglichst gering zu halten.

 

 

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